Wir freuen uns, diesen Monat die Innenarchitektin und Designerin Frédérique Coriat begrüßen zu können, um die Auswirkungen von Covid-19 auf den Einzelhandel und den Beitrag, den das Design zur wirtschaftlichen Erholung leisten kann, zu besprechen.
Frédérique ist die Eigentümerin des in der Nähe von Paris ansässigen Innenarchitektur- und Designbüros Coriat Design und zählt ein breites Spektrum von Unternehmen zu ihren Kunden, darunter auch einige bekannte Namen im Einzelhandel.
Designflooring: Nach den enormen Auswirkungen von Covid-19 zeichnet sich jetzt ab, dass sich der Einzelhandel in der Erholungsphase befindet. Die globale Pandemie hat zu massiven Veränderungen beim Verbraucherverhalten geführt, und Online-Käufe nehmen auch weiterhin zu. Was muss der Einzelhandel berücksichtigen, um die Leute wieder in die Läden zu bringen?
Frédérique: Neben dem reinen Design des Ladens muss mehr als je zuvor auch das Einkaufserlebnis im Laden berücksichtigt werden. Der Laden muss natürlich für die gewerbliche Nutzung geeignet und kohärent sein, doch damit ein Besuch im Laden uns auch auf emotionaler Ebene anspricht, muss er als ein Ort der Freude und Entdeckung gestaltet werden.
Die Qualität des Angebots und das Vertrauen sind die beiden wichtigsten Werte. Den schnellen und einfachen Online-Einkauf und das übersichtliche Angebot sehe ich als Ergänzung und nicht als Ersatz für den Einkaufsbummel. Einzelhändler, mit denen ich zusammengearbeitet habe, wie Monoprix und Leroy Merlin, verstehen das sehr gut und können sich deshalb an einer hohen Kundentreue erfreuen.
Designflooring: Der Schutz unserer persönlichen Sicherheit ist für uns alle sehr wichtig geworden. Haben sich die Anforderungen der Kunden in Bezug auf das Design im Einzelhandel geändert und wie werden Änderungen in den Läden dazu beitragen, dass sich die Kunden dort sicher fühlen?
Frédérique: Wir werden separate Ein- und Ausgänge und Desinfektionsmittelspender noch lange sehen. Diese Begrüßung der Kunden und die notwendigen Informationen erfordern eine klare und freundliche Kommunikation.
Das neue Misstrauen gegenüber engen Kabinen ohne Belüftung und Berührungsflächen wie Kleiderbügeln und Griffen führt zu einer Umstellung von kleinen Räumen auf große, großzügig ausgelegte Räume mit gebäudetechnischen Systemen wie Klimaanlagen und Benebelung. Der Eindruck, den hygienische, pflegeleichte Materialien vermitteln, begünstigt die Auswahl von Oberflächen wie Corian, glatten Laminaten und hellem Parkett, da diese in Bezug auf Sicherheit und Hygiene Vertrauen schaffen.
Designflooring: Ist es angesichts der zunehmenden Bedeutung und Relevanz von nachhaltigem Design heute wichtiger, dass die ausgewählten Materialien länger halten?
Frédérique: In dieser Pandemie haben wir viel über die Gefahren der Überproduktion und des Überkonsums gelernt. Jede Marke hat jetzt ein neues Produkt, das aus Recyclingmaterial hergestellt wird. Es wird dann notwendig sein, Konzepte um diese Produkte zu schaffen, indem man sie entweder wieder recycelt oder sie mit neuen, ähnlichen Materialien kombiniert. Die Rauminhalte sowie das Licht und die ergonomischen Aspekte von Räumen müssen sich durch weitere Innovationen so weiterentwickeln, dass der Verbraucher ein neues Image wahrnimmt.
Designflooring: Eine interessante Entwicklung ist, dass sich Büros in der letzten Zeit vom Hotelgewerbe inspirieren lassen und zunehmend Bereiche bieten, in denen man zusammenarbeiten und sich treffen kann. Wird Ihrer Ansicht nach auch der Einzelhandel von anderen Branchen beeinflusst?
Frédérique: Der Trend geht eindeutig zu kleinen Verkaufsinseln oder -ständen in großen Läden. Dies erfüllt das Bedürfnis nach persönlichem Kontakt wie das bei traditionellen Märkten der Fall ist. Und der praktische Service „Click + Collect“ wurde durch die Portierdienste von Hotels inspiriert.
Designflooring: Inwieweit gilt das Wohlbefinden als ein wichtiges Element während des Designprozesses und der Auswahl von Materialien?
Frédérique: Das Wohlbefinden ist natürlich subjektiv und hängt von der jeweiligen Person ab. In Läden muss das Produkt gut aussehen, doch der Kunde muss es auf eine sehr natürliche Art entdecken. Er läuft über einen weichen Boden, der Raum ist still, gut beleuchtet, aber nicht zu hell, und es gibt Displays in unterschiedlicher Höhe, die einen Rhythmus und visuelles Interesse schaffen.
Designflooring: Was betrachten Sie als die wichtigsten Faktoren bei der Auswahl eines Bodenbelags für gewerblich genutzte Räume?
Frédérique: Heute erscheinen mir die Faktoren Hygiene, einfache Verlegung, große Auswahl und Preis am wichtigsten, deshalb sind hochwertige Vinylböden eine gute Wahl für gewerblich genutzte Räume.
Ich habe vor kurzem die Kollektion Korlok für die Neugestaltung eines ULYS de Vinci-Ladens gewählt. Diese Läden befinden sich in Autobahnraststätten, somit ist die Beanspruchung dort natürlich sehr hoch. Mit seinem modernen Design und der guten Oberflächenwirkung eignet sich das Produkt gut für diese Anforderungen, da es schnell, einfach und kostengünstig zu verlegen und robust genug ist für einen so stark frequentierten Standort.
Das Konzept der Wiederverwendbarkeit und Wandlungsfähigkeit ist nach dieser Pandemie ein wesentliches Element aller kreativen Denkprozesse und das hat uns noch mehr zum Nachdenken angeregt. Bei Renovationen, einem wichtigen Teil meiner Arbeit, müssen die Böden überall „hineingleiten“ können, d. h. sie müssen flexibel und dünn sein, damit sie beispielsweise unter Eingangstüren passen. Der Bodenbelag muss authentisch und warm aussehen, sich aber auch an einem Nachmittag verlegen lassen, und das möglichst, ohne dass er neu verfugt werden muss!
Wir bedanken uns bei Frédérique Coriat ganz herzlich für das Gespräch. Weitere Informationen über ihre Arbeit finden Sie unter www.coriatdesign.com